11 HUTSALON EINLADUNG


HUTSALON
Philemon & Baukis

ERÖFFNUNG
DIENSTAG, 17. SEPTEMBER 2002

11 HUTSALON TEXT

„Das Kulturgut Hut ist vornehmlich ein Utensil der Städter und läuft Gefahr, sein Fortbestehen allein in elitären Nischen zu feiern. Der beschleunigte Rhythmus des Alltags, die Orientierung auf andere Bedürfnisse und ein weitverbreiteter Puritanismus ließen Hüte zur marginalen Randerscheinung werden. Allerdings seit jüngster Zeit mit einer Tendenz zum Comeback. Für die zur Straßenbahn eilende berufstätige Frau mit Kind und Einkaufstasche wird es freilich eine Herausforderung bleiben, einen Hut einigermaßen würdevoll zu balancieren.

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 11 Hutsalon

„Das Kulturgut Hut ist vornehmlich ein Utensil der Städter und läuft Gefahr, sein Fortbestehen allein in elitären Nischen zu feiern. Der beschleunigte Rhythmus des Alltags, die Orientierung auf andere Bedürfnisse und ein weitverbreiteter Puritanismus ließen Hüte zur marginalen Randerscheinung werden. Allerdings seit jüngster Zeit mit einer Tendenz zum Comeback. Für die zur Straßenbahn eilende berufstätige Frau mit Kind und Einkaufstasche wird es freilich eine Herausforderung bleiben, einen Hut einigermaßen würdevoll zu balancieren. Ohnehin geht es eher um ‚behüten‘ als um ‚behaupten‘ im entfesselten Reigen der Zeichen und Bedeutungen. Hüte haben mit Würde, Eitelkeit und Mut zu tun, mit Verkleiden und Inszenieren.“ So Anita Wünschmann in einem Artikel über Philemon & Baukis in der Berliner Zeitung, Frühjahr 2001. Mit der Hutkollektion der beiden Berliner Künstler Günter Unterburger und Ingrid Mostrey kam ein Hauch der Bewegtheit großer Städte nach Weimar. Hüte in ausgefallenen Farben, in seltenen Wollfilzmustern, aber auch klassisch schwarze Skulpturen für die Köpfe der selbstbewussten Weimarer und Weimarerinnen. Bunte Farbflecken im herbstlichen Grau, bunt wie giftige Pilze. Tragen Sie Skulptur!, so heißt die Botschaft an das kleinstädtische Treiben in der Klassikerstadt Weimar. Ein Blick in die Kunstgeschichte genügt, um sich über die Rolle des Hutes als I-Punkt des „dresscodes“ im Klaren zu sein: von der hochwürdigen Mitra zum opulenten Kopfputz der französischen Adelsdamen, die von Coco Chanel einst virtuos abgerüstet wurden; vom Zylinder zu Charlie Chaplins Melone. Auch Marlene Dietrichs gestrenge Herrenhüte und die Charlestonkappen mit hoch wucherndem Federschmuck haben ein spannendes Kapitel der Hutgeschichte dieses Jahrhunderts geschrieben. Nicht zu vergessen sind die designerischen Kapriolen von historischem Rang wie Friedrichs Dreispitz und Bonapartes berühmtes Querformat. So Anita Wünschmann.

So viel Tradition: so viel Innovation. Die Hüte von Philemon & Baukis sind nonchalante Persiflage auf Althergebrachtes, spielerische Innovationen, strenge Standortbestimmung der eigenen Persönlichkeit. Es sind Hüte, die mit ihren Trägern oder Trägerinnen auch ihre neue Sprache entwickeln, die unlesbare Zeichen sind und vielfache Assoziationen freisetzen. „Es passt nicht jeder Hut zu jedem Träger. Als Bildhauer sind wir sehr daran interessiert, wie das skulpturale Element Hut die Form des Kopfes und letztlich die ganze Gestalt verändert.“ Sagen Günter Unterburger und Ingrid Mostrey.